Sehenswürdigkeit

Barock-Großbauten Berlins

Juli 21, 2016 at 12:55 pm

In einem der ältesten und bedeutendsten Barock-Großbauten Berlins, dem Zeughaus, hat seit der Wiedervereinigung das Deutsche Historische Museum seinen Sitz. Unter den Linden, unweit des Lustgartens, wurde 1706 das Zeughaus als quadratisch angelegtes, doppelgeschossiges Waffenlager in Betrieb genommen. Die Bauleitung oblag zunächst Johann Arnold Nering, der auch für Teile des Schlosses Charlottenburg verantwortlich zeichnet; seine Planung des Zeughauses basiert vermutlich auf Entwürfen des französischen Architekten François Blondel. Für den kurz nach Baubeginn verstorbenen Nering übernahm Martin Grünberg die Verantwortung für den Rohbau, Andreas Schlüter die Gesamtleitung. Nach dem Einsturz eines Bauteils schließlich wurde die Bauleitung bis zur Fertigstellung des Gebäudes an Jean de Bodt, einen Schüler Blondels, übertragen.

Sehenswürdigkeit in Berlin

Der vierflügelige Zweckbau von ca. 90 m Seitenlänge ist um einen Innenhof (Schlüterhof) angelegt. Eine streng-klassizistische Fassadengliederung prägt im Zusammenspiel mit reich verzierten barocken Skulpturenreliefs, -figuren und -ornamenten von Guillaume Hulot und Andreas Schlüter das Erscheinungsbild des monumentalen Gebäudes, das wie die umliegenden Bauten in der repräsentativen Mitte Berlins (Stadtschloß, Altes Museum, Berliner Dom) die politisch-militärische Vormachtstellung der Hohenzollern symbolisieren sollte. Charakteristisch sind die das Bauwerk als Balustrade bekrönenden Trophäen und Figuren.

berlinIm spreeseitig gelegenen Flügel sind Gipsabgüsse der Sklaven aus dem Elisabethsaal des 1950 gesprengten Stadtschlosses zu sehen. Über den Erdgeschoßfenstern des Schlüterhofes befinden sich die „22 Masken sterbender Krieger“, Skulpturen Andreas Schlüters, die zu den Hauptwerken europäischer Barockskulptur zählen. Sie symbolisieren eine Anklage gegen Krieg und Zerstörung. Der Bautypus Zeughaus verlor mit dem Ende des Absolutismus sowie durch die Weiterentwicklung der Waffentechnik seine Funktion. Nachdem 1848 Berliner Arbeiter und Handwerker das Arsenal gestürmt hatten, um sich für die Revolution zu rüsten, wurde das Gebäude 1875 in eine „Ruhmeshalle für die preußische Armee“, ein Waffen- und Kriegsmuseum, umgewandelt. Unter Leitung Friedrich Hitzigs erfolgte 1877-81 eine umfangreiche Umgestaltung, die die Fassaden (bis auf die Nordseite) allerdings unberührt ließ. Völlig neu entstand das Gebäudeinnere im Zuge der 1949-65 erfolgten Restaurierung nach schweren Beschädigungen während des II. Weltkriegs. Ab 1952 war das Museum für Deutsche Geschichte, das zentrale Geschichtsmuseum der DDR, hier untergebracht. Ieoh Ming Pei zeichnet für den derzeit errichteten Erweiterungsbau des Zeughauses verantwortlich.

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